Forstzeit, Jänner 2019                                                                                    Seit 25 Jahren bringt die Waldschule Almtal Kinder- und Erwachsenengruppen Zusammenhänge in Wald und Flur näher. Kreativ, anschaulich, maßgeschneidert – die Touren, die der Doyen der Waldpädagogik in Österreich, Fritz Wolf, für seine Besucher zusammenstellt, sind so unterschiedlich wie deren Ansprüche und so vielseitig wie die Waldbilder in seinem Bestand.

 

Wenn Fritz Wolf, gestützt auf seinen Stab aus Haselnussholz, im Wald in die Besucherrunde blickt und dabei lehrreiche Legenden erzählt, durch die sich Sachverhalte über unsere Bäume und Wälder so schön ins Gedächtnis einprägen, dann wird es ganz still in der Gruppe. Keiner kann so spannend erzählen und den Zauber der Natur erstehen lassen, unter dessen Bann er selber steht. Und man nimmt ihn mit jeder Silbe ab, wie viel Erfahrung und Fachwissen hinter seinen Ausführungen steht. Bekannte Firmen entsenden ihre Mitarbeiter, um bei Fritz Wolf das Wesen forstlicher Nachhaltigkeit zu ergründen. „Ich spreche nur über das, was ich selber tue“, sagt der 70-Jährige in seinem sympathischen Almtaler Dialekt.

 

 

Breitenwirkung anstreben

 

Mittlerweile dürfte er etwas über 60.000 jüngere und ältere Besucher durch den Wald begleitet haben, rechnet Fritz Wolf vor, während er an die vergangenen 25 Jahre denkt. Dabei arbeitet der Oberförster auch mit dem örtlichen Tourismusverband zusammen und hat sich eingeklinkt in das „Naturschauspiel“, ein erfolgreiches Programm für Naturvermittlung. „Unsere Waldpädagogik wird überholt und allen anderen Naturvermittlern“, konstatiert er und zieht dabei die Augenbrauen hoch. Immerhin stand Fritz Wolf gemeinsam mit Albert Botka selber an der Wiege der Waldpädagogik, als sie Anfang der 1990er-Jahre in Österreich Fuß fasste. „Ausgebildete Forstleute machen keine Waldpädagogik. Die haben derzeit 1.000 andere Sorgen um ihren Wald – und sollen dann noch Leute quasi gratis durch den Wald führen?“, kann er sich einen Seitenhieb auf die Förderpolitik bei der Waldpädagogik in Österreich nicht verkneifen. „Dabei wäre es besonders in einer Zeit großer Verunsicherung über den Klimawandel wichtig, unsere Waldbotschaften unter die Menschen zu bringen.“

 

 

„WALDNESS“ – Die regionale Wellness-Marke

 

Vor drei Jahren haben die Naturvermittler rund um Fritz Wolf gemeinsam mit den Tourismusverantwortlichen der Region die Marke „Waldness“ aus der Taufe gehoben. Rund um geführte Erlebniswanderungen mit wohldosierten forstfachlichen Inputs haben sich auch einige gastronomische und Beherbergungsbetriebe der Region gruppiert. Eine Webseite (www.waldness.info) macht Gusto auf Waldluft aus dem Almtal, die „wie ein Heiltrunk zum Einatmen“ wirkt, wie dort zu lesen ist. Das Angebot komme gut an bei den Leuten, stellt der Forstmann fest. Die manchmal etwas „komplizierte“ Zusammenarbeit mit den Touristikern scheint Früchte zu tragen.

 

 

Nachhaltig denken heißt, Gesamtheitlich denken

 

„Wald- und Jagdpädagogik gehören zusammen wie der Wald und das Wild“, bringt Fritz Wolf die Rede auf ein weiteres „Kind“ seiner sehr langen und aktiven Laufbahn als Naturvermittler. Wer unter den Augen der Öffentlichkeit den Wildstand in den heimischen Wäldern nachhaltig reduzieren wolle, müsse für seine Tätigkeit auch für das Verständnis dieser Öffentlichkeit werben, argumentiert er. In ganz Österreich ist er deshalb in Sachen Jagdpädagogik unterwegs und lobt dabei die „echte Kooperation“ zwischen Forst- und Jagdvertretern in diesem Bereich. „Das ist wirklich etwas Schönes,“ freut er sich über diesen Durchbruch in dieser nicht immer einfach Koexistenz.

 

Aber auch noch einen anderen Grund zur Freude hat der „Förster im Unruhestand“: „Mein Sohn macht schon lange in der Waldschule mit, darauf bin ich sehr stolz. Und meine Schwiegertochter bring sich jetzt mit Klangschalen und Yoga auch ein. Das ist ein sehr stimmiges Ganzes.“ Und nach einer kleinen Pause fügt er hinzu: „Die Arbeit geht uns jedenfalls nicht aus. Wenn uns nur auch die Gesundheit nicht ausgeht!“